Mission To Planet G - Willy Astor

von Hansi Tietgen

Im süddeutschen Raum ist der Name Willy Astor schon seit vielen Jahren ein Garant für Comedy vom Feinsten. Spätestens aber seit seinen regelmäßigen Gastauftritten in der RTL Comedy Talk Reihe Sieben Tage, Sieben Köpfe, hat er auch die übrige Nation im Sturm erobert. Die Wenigsten wissen aber, dass Willy Astor auch ein ganz hervorragender Gitarrist ist, der mit seinem neuen Album The Sound Of Islands Vol.II, jetzt bereits seine zweites Instrumentalscheibe auf den Markt gebracht hat. Und die, man soll es nicht glauben, war sogar kurzfristig in den deutschen Album Charts vertreten. Hansi Tietgen hatte das Vergnügen eines ausführliches Telefon-Interviews mit Willy Astor und sprach mit ihm über seine interessante Karriere, sein Gitarrenspiel und seine Instrumente.

?PG: Die meisten Leute werden dich sicher eher von deinen Comedy-Auftitte her kennen. Das du aber auch ein richtig kompletter Gitarrist bist, wissen sicher die wenigsten. Erzähl doch mal, wie sich deine ganz spezielle Karriere entwickelt hat?

!WA: Angefangen hat das Ganze damals mit einem VHS-Gitarrenkurs. Und der hat richtig eingeschlagen. Das Gitarrenspiel wurde zu meiner grössten Herausforderung und nebenbei auch zu meiner ersten richtig ernsthaft betriebenen Lebensaufgabe. Nach dem Kurs habe ich mich dann erst mal total in die Sache reingekniet und einige Jahre lang jeden Tag geübt was das Zeug hielt. In dieser Phase fing ich auch an, Texte zu schreiben und merkte recht schnell, dass es mir besonders leicht fiel, gerade lustigere Themen zu verarbeiten. Obwohl ich zwar schon ziemlich gut Gitarre spielen konnte und mich das Instrument extrem faszinierte, wusste ich schon zu diesem Zeitpunkt, dass ich nicht gut genug werden würde, um ausschließlich von meinem Spiel leben zu können. Also fing ich an, mich mehr auf meine komödiantischen Fähigkeiten zu konzentrieren. Ich etablierte mich recht schnell, die Faszination des Gitarrenspiels ließ mich aber trotzdem nicht los. Also begann ich damit, ernsthafter zu komponieren. Meine Musik wurde für mich zu einer Art Ventil. Hier konnte ich die andere Seite des Komödianten ausleben. 1994 habe ich meine Songs dann auf dem Instrumental-Album The Sound Of Islands veröffentlicht. Die Scheibe kam sehr gut an und im Laufe der Jahre gab es zahllose Anfragen,wann es denn endlich ein Nachfolgewerk geben würde. Jetzt ist es endlich soweit.

?PG: In den Credits deiner CD habe ich gelesen, dass du dich bei Sigi Schwab bedankst, einer der Ikonen der deutschen Akusitikgitarren-Szene. Was genau ist da gelaufen?

!WA: Ich hatte vor etlichen Jahren das Vergnügen, Siggi persönlich kennenzulernen. Er hatte damals ein dreiwöchiges Engagement mit dem Duo Gitarrissimo in der Münchener Kleinkunstbühne „Die Drehleier” . Da ich ein riesen Fan war, fasste ich mir nach dem Konzert ein Herz und ging zu Siggi in die Garderobe, um mich vorzustellen. Er war sehr nett und weil ich nach dieser Aktion weitere Konzerte von Siggi besuchte, intensivierte sich der Kontakt und wir freundeten uns sogar ein wenig an. Die Verbindung besteht auch heute noch und mittlerweile sind wir fast Nachbarn. Siggi ist damals wie heute so eine Art geistiger Mentor für mich. Er hat mich seinerzeit als einen jungen Mann kennengelernt, der motiviert war, seinen Weg zu gehen und unterstützte mich, ich würde sagen, mental auf diesem Weg!

?PG: Wie sah dein praktischer Übealltag aus? Hattest du Unterricht, oder bist du autodidaktisch an die Sache herangegangen?

!WA: Mit 17 habe ich den eben schon erwähnten VHS-Gitarrenkurs belegt. Wir waren 15 Leute, du kannst dir sicher vorstellen, dass es da ziemlich chaotisch zuging. Da ich einer der besten Schüler war, habe ich mich immer etwas gelangweilt, aber einen Privatlehrer konnte ich mir halt nicht leisten. Irgendwann hatte ich dann aber doch keine Lust mehr und hörte auf. Anstelle dessen kaufte ich mir die Buch-Serie Folkpicking For Fingerstyle Guitar von Siggi Schwab und fräste die drei Bände solange durch, bis ich alle Stücke passabel spielen konnte. So eignete ich mir nach und nach eine ziemlich gute Spiel-Technik an. Natürlich war mein Einstiegsalter mit 17 schon relativ hoch, aber mittlerweile habe ich mich damit abgefunden, dass ich kein John McLaughlin mehr werden kann (lacht!). Meine Stärke liegt ganz klar im komponieren. Das Feedback der Szene auf meine Scheibe ist so positiv und ich denke, ich brauche mich mit meinen Songs auch nicht zu verstecken. Ich bin sehr dankbar dafür, ein Album wie The Sound Of Islands Part II machen zu können. Es war für mich wirklich der pure Luxus.

?PG: Kommen wir zu deinen Mitmusikern. Nach welchen Kriterien hast du sie ausgesucht?

!WA: Den Gitarristen Azhar Kamal habe ich durch einen Zufall kennengelernt. Azhar jobbte in einem Musikgeschäft bei mir um die Ecke. Immer wenn keine Kunden im Laden waren, übte er wie wild. Ich habe ihm öfter dabei zugehört und so freundeten wir uns an. Später haben wir dann auch einige Jam-Sessions zusammen gemacht und so lag es nahe, ihn zu fragen, ob er nicht auch Lust dazu hätte, auf meinem Album mitzuwirken. Er sagte zu und um unser Zusammenspiel noch weiter zu verbessern, spielten wir einige Probekonzerte im Münchener Raum. In dieser Zeit hatte ich auch das Glück, den Harfisten Kiko Pedrozzo zu treffen. Da ich schon immer ein grosser Vollenweider-Fan war, habe ich mich natürlich sehr darüber gefreut, Kiko für mein CD-Projekt gewinnen zu können. Eine ziemlich angenehme Überraschung, war die Tatsache, dass die Harfe auf eine ganz besondere Weise mit dem Sound der Gitarre harmonierte. Gerade die tiefen Töne des Instrumentes liefern ein ziemlich fettes Fundament und sorgen so für einen dichten Sound.

?PG: Wie ist das eigentlich? Hast du schon während des Komponierens deiner Songs eine konkrete Vorstellung vom entgültigen Erscheinungsbild und der Instrumentierung, oder entscheidest du spontan, ob du eine Nummer für Solo-Gitarre oder den Band-Kontext arrangieren wirst?

!WA: Ich hatte schon ziemlich konkrete Vorstellungen, gerade was das Zusammenspiel der beiden Gitarren betrifft. Während der Proben haben Azhar und ich uns langsam an die entgültige Songstruktur herangetastet. Einige Parts gestaltete er genau nach meinen Vorgaben, an anderen Stellen ließ ich ihm absolut freie Hand und er konnte improvisieren was das Zeug hielt. Bei der Harfe verhielt es sich etwas anders. Hier machte ich überhaupt keine Vorgaben. Kiko sollte sich voll austoben können. Und das tat er. Er hatte seinen Part innerhalb von 2 Stunden im Kasten. Kiko ist ein begnadeter Musiker. Es war der totale Wahnsinn. Besonders reizvoll fand ich die Tatsache, dass ich in der Probe- und Studio-Situation die unterschiedlichen Herangehensweisen der einzelnen Musiker beobachten konnte. Azhar ist mehr der akribische, akademische Typ, der alles genau auscheckt. Er kann auch Partituren schreiben und hat sich während der Sessions ständig irgendwelche Notizen gemacht. Kiko ist eher sponan. Er hat einen Part während der Aufnahme-Sessions nie zweimal gleich gespielt, sondern immer wieder andere Variationen an den Start gebracht. (Jetzt kommt Willys komödiantische Ader ins Spiel/Anm. der Redaktion) Wie die Südamerikaner eben so sind. Die schreiben ja nichts auf, die sind ja total faul und hocken lieber in der Sonne und denken nur an Weiber (lacht!).

?PG: Ist es nicht ein Problem, deine Comedy Auftritte von deinen Gigs als Musiker Willy Astor abzugrenzen? Ich könnte mir vorstellen, dass, wenn du unter deinem Namen irgendwo auftrittst, die meisten Leute in erster Linie direkt an den Komödianten Astor denken?!

!WA: Live Gigs mit der Band sind im Moment nicht geplant, aber was nicht ist kann ja noch werden. Aber grundsätzlich ist mein Publikum schon in der Lage, zu unterscheiden. Außerdem habe ich schon vor vielen Jahren damit begonnen, mir im Rahmen meiner Comedy Programme einen Freiraum für meine musiklalische Seite zu schaffen. Die Leute warten mittlerweile regelrecht auf meine Gitarreneinlagen. Nach 3 Stunden des Lachens bildet der Gitarrenteil einen gelungen Abschluß meiner Gigs und rundet den Abend ab. Natürlich bin ich auch nicht abgeneigt, eine komplette Tour mit meinen Instrumental-Songs zu bestreiten. Vielleicht mache ich das ja im nächsten Jahr unter dem Logo Willy Astor plays Sound Of Islands, wer weiß! Im März werden wir die Scheibe auf jeden Fall erst einmal live in einem Münchener Club präsentieren. Im Rahmen dieses Events wollen wir auch einige Songs von meinem ersten Album spielen. Aber das war es dann erst mal. Danach werde ich mein Hauptaugenmerk auf das Schreiben meines neuen Bühnenprogramms richten.

?PG:Kommen wir zu deinem Equipment. Im Booklet hast du genau aufgelistet, welche Instrumente du für welchen Song verwendet hast. Und da sind ja wirklich einige ziemlich edle Stücke dabei. Sind das alles deine Gitarren, oder hast du dir für die Aufnahmesession auch welche geliehen?

!WA: Das sind meine! Eigentlich habe ich noch viel mehr Instrumente. Das war natürlich nicht immer so. Erst als ich anfing, etwas mehr Geld mit meiner Arbeit zu verdienen, nachdem ich vorher nahezu 8 Jahre fast unter Auschluß der Öffentlichkeit gespielt hatte, war ich endlich in der finanziellen Lage, mir mein Trauminstrument zu kaufen. Mein erstes Topgerät war eine klassische Gitarre. Vorher habe ich mich immer auf 800-1000 Marks Instrumenten vergnügt. Die waren sicher auch nicht schlecht, aber das kleine Quentchen Luxus macht dann soundmäßig doch noch eine ganze Menge aus. Später fing ich dann damit an, auch antike Gitarren zu sammeln. Ich bin zum Beispiel stolzer Besitzer einer Washburn von 1898 und einer Martin 000-18 von 1931, die ich beim Songs Ragtime 4 My Lost Socks eingesetzt habe. Momentan könnte ich manche Musikläden mit meinen Klampfen locker ausstechen (lacht!)

?PG: Wie kommst du an die Instrumente ran?

!WA: Mittlerweile wissen meine Lieblingsläden von meinem Faible für außergewöhnliche Gitarren und rufen mich direkt an, wenn sie wieder ein interessantes Teil hereinbekommen haben. Richtig gute Schnäppchen findet man aber oft auch durch Zufall, unter der Hand. Ich sehe mich aber wirklich nicht als Sammler, denn ich spiel jedes meiner Instrumente regelmäßig.

?PG: Gehen wir jetzt noch einmal ins gitarristische Detail. Du experimentierst unter anderem auch sehr häufig mit unterschiedlichen Tuning-Varianten. Sehr gute Beispiele hierfür sind Songs wie Angel De La Tierra oder Mirakel , das du im Nashville Tuning gespielt hast. Wie gehst du an die Sache ran? Eher intuitiv oder hast du dir das Ganze auch theoretisch richtig draufgezogen?

!WA: An das Nashville Tuning bin ich eher durch einen Zufall geraten. Die Schauspielerin Jasmin Tabatabai hat es mir einmal gezeigt und ich bin so gut damit klargekommen, dass es mittlerweile zu meinen Standards gehört, genau wie übrigens auch das weltberühmte D A D G A D, das ich in Mein Regenbogen Preludé zum Besten gebe! Andere Open-Tunings, wie zum Beispiel das im Song Ich war noch nie in Havanna verwendete, sind von mir frei erfunden worden. Ich habe einfach ein bißchen an meiner Klampfe rumgedreht und gehört, ob sich so nicht ein interessanter Sound ergibt. Das hat nicht nur Spaß gemacht, sondern war auch sehr inspirierend. Das Open-Tuning der Songs Norwegian Mood und Angel De La Tierra ist auf diese Weise entstanden. Es erzeugt einen sehr weichen, angenehmen Sound.

Die Open Tunings:

Ich war noch nie in Havanna
D A D F# A C#

Norwegian Mood und Angel De La Tierra
G G D G H C

Mein Regenbogen Preludé
D A D G A D

?PG: Lass uns noch einen Augenblick über eure Aufnahme-Sessions reden. Akustik-Gitarrensounds möglichst natürlich aufs Band zu bringen, ist nicht immer ganz einfach. Wie seit ihr vorgegangen?

!WA: Ich bin nicht so ein grosser Experimentator. Tagelang an einem Sound rumzuschrauben, ist absolut nicht mein Ding. Man kann da auch in Schönheit sterben. Ich habe hauptsächlich ein Röhrenmikrofon der Firma Brauner benutzt, ein Teil, das in der Branche mittlerweile einen sehr guten Ruf hat.

?PG: Wie lange haben eure Sessions gedauert?

!WA: Oh, das ging relativ zügig: In 8 Tagen war alles über die Bühne.

?PG: Habt ihr die Sachen live eingespielt?

!WA: Ja, wir haben alles live gemacht. Kein einziger Oberdub. Ich finde das absolut wichtig und man hört meiner Meinung nach auch, dass die Sachen zusammen atmen. Zu Beginn der Produktion bin ich noch von etwas anderen Voraussetzungen ausgegangen und habe gedacht, dass wir komplett mit Overdubs arbeiten werden. Wir haben das auch mal probiert, aber es hat nicht richtig hingehauen. Die Songs klangen irgendwie gezwungen. Also haben wir uns sehr schnell dazu entschlossen, auf das Live-Verfahren umzuschwenken, eine Entscheidung über die ich im nachhinein sehr, sehr glücklich bin.

?PG: Vielen Dank für das sehr ausführliche Interview und hoffentlich können wir dich im nächsten Jahr mit deinem Sound Of Islands-Programm auf der Bühne erleben!

Wenn du WIlly Astor schon vorher mal Live und in Farbe erleben willst, dann empfehlen wir dir, am 24. und 25. März das Bayerische Fernsehen einzuschalten. Der BR zeigt die Aufzeichnung eines Konzerts von Willy Astor in dem er eine Auswahl von Stücken seiner beiden Instrumental-Alben zum Besten gibt. Begleitet wird er dabei von Azhar Kamal!

Die Termine:

BR Fernsehen

24.03.01 14.15 Uhr Teil 1

25.03.01 13.20 Uhr Teil 2

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