Crate GTX 212 - Tour De Force

ein Test von Hansi Tietgen

Seit über zwanzig Jahren gehören Amps aus dem Hause Crate zum besten was die Szene zu bieten hat. Nicht umsonst ist es der in St.Louis/Missourri angesiedelten Firma mit ihren Verstärkerkonzepten in den letzten Jahren immer wieder gelungen, die begehrtesten Industrie-Preise der Branche abzusahnen. Neben hervorragenden hochtourigen Röhrenboliden, waren es von jeher gerade transitorgestützte Amps, die mit ihrer unglaublichen Performance und einer perfekten Ausstattung überzeugen konnten. Neuster Streich aus der Südstaaten Technolgie-Schmiede ist die GTX Serie. Wie sich das als echter Dreikanaler ausgelegte Amp-Konzept in unserem PG Gear Check gemacht hat, erfährst du im Folgenden.

Bedienung und Konzept

Der Crate GTX ist in zwei Modell-Varianten erhältlich. Der mit einem 12" Speaker ausgestatten GTX 65 Version und der uns zum Test vorliegenden 2x 12" Ausgabe, dem GTX 212. Der als echter Dreikanaler ausgelegte Combo-Amp leistet satte 120 Watt, verteilt auf zwei Custom Design 12 Zoll, 8 Ohm Lautsprecher. Die Elektronik findet in einem robusten Metall-Chassis Platz, das mit Hilfe von vier Schrauben von unten in das offene, aus MDF gefertigte Amp-Gehäuse eingehängt wurde. Für eine optimale Versiegelung der Oberfläche sorgt ein dunkelgrauer Bezug aus strapazierfähigem Tolex. Acht dicke Kunststoff-Ecken, die mittels Schrauben fest mit dem Gehäuse verbunden wurden, sind die Garanten für perfekte Roadtauglichkeit. Die beiden Speaker werden von einem speziell für diesen Zweck entwickelten Stoff geschützt. Vier Gummi-Füße gewährleisten -auch auf unebenen Flächen- einen wackelfreien, sicheren Stand. Trotz seiner Leistung und der beiden Speaker ist der Amp mit 22,7 KG ein echtes Leichtgewicht. Die Krankenkasse und den Orthopäden des Vertrauens wird es freuen! Wer es ganz gemütlich angehen will, dem bietet der Amp die Möglichkeit durch einfaches Einstecken vier optionale Rollen zu montieren. Das Ergebnis: Rock'n'Roll auf höchstem Niveau.

Ausstattung

Wie eben schon erwähnt hat Crate den Amp als echten Dreikanaler ausgelegt. Diesem Konzept entsprechend wurde jeder der drei zur Verfügung stehenden Kanäle mit einer komplett unabhängigen Klang-, und Gain- Regelung ausgestattet (siehe Absatz Praxis). Die Bedienoberfläche des GTX ist übersichtlich gestaltet und teilt sich in drei Sektionen ein. Im Bereich Rhythm/Solo (oft auch Crunch und Lead genannt) finden sich alle zur optimalen Kontrolle der beiden Kanäle nötigen Bedienelemente. Das gleiche gilt auch für die Clean-Abteilung. Neben einem unabhängigen Level-Regler zur separaten Anpassung der Kanal-Lautstärke, bietet diese Sektion einen 3-bandigen EQ, bestehend aus Bass-, Mitten-, und Höhenregler. Die Umschaltung zwischen den Kanälen erfolgt über zwei Taster. Für die Grundauswahl Clean/Distortion ist der sogenannte Channel Switch zuständig. Die Feinabstimmung findet dann anhand des Rhythm/Solo Switchs statt. Die jeweils aktive Kanalgruppe wird durch eine LED angezeigt. Dabei bedient sich der GTX eines "internationalen Standards". Brennt die Diode grün ist der Clean-Kanal aktiv. Bei Rot geht, anders als aus dem Straßenverkehr bekannt, beim Crate die Post ab. Die beschriebenen Funktionen lassen sich auch über den mitgelieferten Dreifach-Fußtaster "fernbedienen".

Im dritten Bereich- der DSP Abteilung- sorgen je ein Level-Regler (zur Einstellung der Effektintensität) und ein Mode-Switch (zur Anwahl des jeweils aktiven Effekts) für ein einfaches und komfortables Handling der Funktionen des integrierten Effekt-Prozessors.

DSP-Power

Der integrierte 32 bit DSP-Prozessor liefert insgesamt 16 Effektkombinationen. Die Effekte sind fertig konfektioniert und wurden so zusammengestellt, dass die wichtigsten Sounds des Rock/PoP/Jazz Biz ohne Programmieraufwand zur Verfügung stehen. Anhand des sogenannten Mode-Switch lassen sich die folgenden Presets abrufen.

  • Small Room Reverb
  • Medium Room Reverb
  • Large Room Reverb
  • Concert Hall Reverb
  • Short Slapback w/Small Room Reverb
  • Medium Delay w/Plate Reverb
  • Long Delay w/Large Room Reverb
  • Slow Deep Flange w/Reverb
  • Flange w/Reverb & Delay
  • Slow Chorus w/Reverb
  • Chorus w/Reverb& Delay
  • Rotating Speaker
  • Oktave Down
  • Touch Wah
  • Inverse Wah
  • Doubler

Der Effektanteil am Gesamtsound wird über den DSP-Level Switch kontrolliert.

Die Qualität der Effekte ist sehr gut und erweitert das Klangspektrum und die Flexibilität des Amps enorm. Eine Möglichkeit der individuellen Kombination bzw. Anpassung der einzelnen Effekte ist nicht vorgesehen. Da sich die Designer bei der Zusammenstellung der Effekte wirklich Mühe gegeben haben, wird man dieses Feature aber nur in den seltensten Fällen vermissen. Falls man trotzdem mal auf ein timingangepasstes Delay oder einen entsprechenden Rotary Speaker-Effekt zurückgreifen möchte, hat man immer noch die Möglichkeit diesen Wunsch über ein an den Externen-Effektweg angeschlossenes Effektgerät zu realisieren.

Apropos Effekt-Handling. Als sehr praktisch hat sich in diesem Zusammenhang das sogenannte Channel-Tracking erwiesen. Dieses Feature erlaubt es jedem der drei zur Verfügung stehenden Amp-Kanäle individuelle Effekte zuzuordnen. Das Bedien-Procedere ist dabei sehr einfach. Die Software des GTX 212 wurde so konzipiert, dass sie selbsttätig das letzte aktive Effektpreset speichert und mit dem gerade gewählten Amp-Kanal verknüpft. Beim Wechseln der Kanäle aktiviert der Amp automatisch die auf diese Weise zugeordneten Effekt-Programme und Einstellungen (Effektanteil). Erst der Wechsel eines Effekts löscht die alte Verknüpfung, schafft aber unmittelbar eine neue Verbindung mit dem aktuell ausgewählten Preset. Die Programmierung bleibt auch nach dem Ausschalten des Amps erhalten und wird nach einem erneuten Einschalten wieder hergestellt.

Zurück zum Bedien-Panel. Drei Anschluss-Buchsen runden das Angebot der Vorderfront ab. Neben dem obligatorischen Instrumenten-Input, bietet der GTX 212 die Möglichkeit des Anschlusses einer externen Box und eines zusätzlichen externen Effektgeräts. Da der Amp zum Einschleifen des Effekts lediglich mit einer einzelnen Stereo-Buchse (Insert Eingang)ausgestattet wurde, benötigt man für diesen Zweck die Unterstützung eines sogenanntes Stereo-To-Mono Y-Kabels. Mit seiner Hilfe lassen sich die In- und Out- Signale des Effektgeräts auf einen Standard Stereo-Stecker zusammenführen und so- dank der verwendeten Stereo-Input-Buchse- im Amp separat abgreifen (Send/Return).

Auf der Rückseite des GTX 212 finden sich die Anschlussmöglichkeiten für den Dreifach-Fußschalter, die Buchse für die Stromversorgung und die Sicherung.

Praxis

Für unseren Praxis-Check kam eine Music Man Axis Super Sport zum Einsatz. Starten wir unsere Untersuchungen mit dem cleanen Kanal des GTX 212. Sein Grund-Sound ist natürlich und warm und bleibt selbst bei sehr hohen Lautstärken absolut clean und transparent. Die 3-bandige Klangregelung arbeitet effektiv und sauber und liefert ein sehr breites und stilistisch flexibles Klangspektrum. Egal ob knochentrockene, perkussive Funk-Sounds, oder dickes, jazziges Chord-Comping- der GTX fühlt sich in wirklich jeder Stilistik zu Hause. Noch erweitern lässt sich die Performance mit den Effekten des integrierten DSP-Prozessors. Dazu aber gleich mehr.

Ein Druck auf den Clean/Distortion Switch eröffnet die Distortion Saison. Die Kontrolle der Lautstärke und des Verzerrungs-Grades übernehmen je ein Gain-, und ein Level-Regler. Für die Feinabstimmung des Sounds sorgt ein 2-bandiger EQ (Low/High). Mit Hilfe des Gain-Reglers lässt sich das Zerr-Verhalten des GTX 212 optimal beherrschen. Sehr erstaunlich ist die Breite des zur Verfügung stehenden Sound-Angebots. Tatsächlich ist der als Rhythm Channel deklarierte Kanal in der Lage, neben nahezu cleanen, durchsetzungsfähigen Rhythmus-Sounds, authentische, charaktervolle Crunch-, aber auch heftig verzerrte Lead-Sounds zu liefern. Als gelungene Alternative erwies sich die im Manual vorgestellte Möglichkeit den Rhythm-Channel des GTX212 via Gitarren-Volumen zu kontrollieren. Genau wie beim guten, alten Class-A Amp ohne Master-Volumen, heißt es auch beim Crate Gain- und Level auf 10 und los geht´s. Tatsächlich liefert der Amp mit ein wenig Fingerspitzengefühl und Routine die komplette Soundpalette. Bei minimalem Gitarrenvolume hat man Zugriff auf saubere Clean-Sounds. Steigert man das Volumen, so verwöhnt der Amp den Spieler mit fetten Crunch-, und sahnigen Lead-Sounds. Die Arbeit mit dem Gitarren-Volumen macht viel Spaß und ihre kompromisslose Wirksamkeit ist ein Indiz für die Klasse des Amps.

Der dritte, der HiGain Kanal des GTX212 wird nach einem Druck auf den Rhythm/Solo Switch verfügbar. Zur Kontrolle des "Zerr-Grades" tritt in diesem Modus ein separater Gain-Regler (Gain 2) in Aktion. Für die nötige Klangregelung sorgt der sogenannte Shape-Regler. Er ist so angelegt, dass er die Funktion eines 3-bandigen EQs in einem Poti bündelt. Ein Dreh im Uhrzeigersinn hebt die Bässe und Höhen an und senkt zeitgleich die Mittenanteile. Dreht man den Regler entgegen dem Uhrzeigersinn werden die Höhen- und Bass-Anteile abgesenkt. Aber das ist noch nicht alles. Parallel zu den beschriebenen Justierungen verändert sich der Frequenzansatzpunkt des Mittenreglers, eine Maßnahme, die einen massiven Einfluß auf den Sound des Amps hat und den Shape-Regler zu einem äußerst effektiven Tool werden lässt. Im aktivierten Solo-Mode bleibt aber auch die 2-Band Klangregelung des Rhythm-Kanals wirksam. Während des Test hat es sich aber als besser erwiesen, beide Klangregelung wirklich separat zu behandeln. Hat man den Wunschsound für den Crunch-Kanal per 2-Band EQ gefunden, ist der Shape-Regler zu jeder Zeit in der Lage das Sound-Management des dritten Kanals komplett und ohne Abstriche zu übernehmen. Kompromisse sind nur in den seltesten Fällen nötig.

Klanglich macht der HiGain Kanal seinem Namen alle Ehre. Seine sprichwörtliche Power wird nicht nur Solisten zufriedenstellen, sondern ist auch problemlos in der Lage selbst hartgesottene New Metal Jünger mit brettharten Riff-Sound zu verwöhnen.

Als effektives Tool hat sich der integrierte DSP-Prozessor erwiesen. Er leistet auf allen drei Sound-Ebenen sehr gute Arbeit und überzeugt mit einer sehr guten Klangqualität. Die fest zusammengestellten Effekt-Prests lassen keine Wünsche offen und reichen aus, um dem Amp die wichtigsten Sounds des Rock/Pop/Jazz Business zu entlocken. Auch das bereits beschriebene Channel Tracking funktioniert sehr gut und erleichtert die Arbeit auf der Bühne und im Proberaum enorm. Einziger Nachteil der Effektsektion ist die schlechte Ablesbarkeit der eingestellten Effekt-Presets. Man muß schon genau hinschauen, um zu erfahren welchen der sechzehn Sounds man gerade ausgewählt hat. Obwohl es die Freunde puren Amp-Designs vielleicht stören würde, könnte ein einfaches Display das Verfahren sicher erleichtern.

Fazit

Mit dem GTX 212 ist es den Crate Designern gelungen einen Amp zu entwickeln, der in der Lage ist problemlos alle früher mit dem Begriff Transitortechnik verbundene Negativ-Klischees ad absurdum zu führen. Die Performance des Amps ist absolut natürlich und strotzt nur so vor Dynamik. Tatsächlich vermittelt der GTX (wenn man den Vergleich unbedingt will) mehr Röhrenfeel als mancher "Echtröhrer". Das Soundspektrum ist sehr breit und kann jeder Stilistik gerecht werden. Von Ultraclean (auch bei Kampflautstärke) bis New Metal HiGain ist alles drin. Eine effektiv arbeitende und für alle drei Kanäle getrennte Klangregelung sorgt dafür, dass Anpassungen an individuelle Sound-Vorstellungen einfach und schnell umzusetzen sind. Abgerundet wird das Angebot von einem hochwertigen 32-Bit Effektprozessor. Die sechzehn zur Verfügung stehenden Basis-Programme sind geschickt gewählt und decken alle gängigen Effektkombinationen souverän ab.

Specs
  • Hersteller: Crate
  • Modell:Crate GTX 212
  • Typ: Transistor Gitarrencombo mit
  • integriertem Digital-Effektgerät Ausgangsleistung: 120 Watt RMS
  • Lautsprecher: 2x12" Custom Design 8 Ohm
  • Kanäle: 3 Kanäle mit seperater Volume- und Klangregelung
  • Eingänge: Input (git), Insert (für separates Effektgerät),
  • Fußschalter (Channel Select/Gain Footswitch und Reverb Footswitch)
  • Ausgänge: External Speaker Out
  • Effekte: 16 digitale Effekte
  • Regler: Lead Kanal: Gain1, Gain2, Shape, Low, High, Level,
    Rhythm/Solo Switch
  • Clean:Level, Low Mid, High DSP: Level, Mode
  • Abmessungen: 53,3x67,3x27,9 (HxBxT in cm)
  • Gewicht: 22,7 kg
  • Preis: 985 Euro

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