Harley Benton 7-String Gitarre HRB7-450

Rocken in der Budget-Zone

ein Test von Hansi Tietgen

Spätestens seit dem Durchbruch des NewMetals Ende der 90er und Bands wie Korn oder Limp Bizkit ist der tiefe drückende Sound von 7-saitigen Klampfen in aller Ohren. Bis dato ein eher exklusives Vergnügen bieten jetzt immer mehr Hersteller preiswerte Varianten zum Thema an. Mit der neuen HRB7 schießt Harley Benton den Vogel ab und präsentiert 7-string Power zum absoluten Budget-Preis. PG hat sich den preiswerten Dampfhammer mal etwas genauer angeschaut.

KK Korpus und Konzept

Der Korpus der Gitarre wurde aus Erle gefertigt und kommt im typischen Doppelcutaway-Design. Das beliebte Tonholz besitzt eine mittlere Dichte und ist bekannt für seinen obertonreichen, ausgewogenen Klang, mit dezenten Höhen und Bässen. Gerade bei der Fertigung von E-Gitarren Bodies hat sich Erle besonders bewährt. Ergonomische Shapings auf der Vorder-, und Rückseite sorgen für einen bequemen "Sitz" am Mann und die nötige Bewegungsfreiheit des Picking-Arms. Das glänzendschwarze, deckende Finish wurde makellos ausgeführt. Die nötige Motorisierung der "7-string Axt" übernehmen zwei offene schwarze Humbucker, die mit Hilfe von ebenfalls schwarzen Kunststoff-Rahmen direkt in den Korpus montiert wurden. Geschaltet werden die beiden Doppel-Spuler über einen 3-Wege Pick-Up Wahlschalter. Ein Mastervolume-Regler hält die Pick-Ups im Zaum. Für die Klangregelung ist ein Mastertone- Regler zuständig. Freunde cooler Whammybar Sounds a la´Head and Munky werden sich über das unterfräste Floyd Rose Licensed Tremolo-System freuen. Die schwarzlackierte Bridge macht mechanisch und verarbeitungstechnisch einen guten Eindruck und bietet alle nötigen Einstellmöglichkeiten. Das mit drei Federn aufgehängte System arbeitet leichtgängig und stimmstabil. Auch die sieben Feinstimmer erledigen ihren Job präzise und ohne hakeln.

Auf der Korpusrückseite findet man die wahrscheinlich aus Kostengründen nicht in einer Fräsung versenkten, sondern aufgesetzten Kunststoffabdeckungen für die Federkammer und das Elektronikfach. Die Elektronik ist sauber verlötet und wird entsprechend auch langfristig keine Probleme machen.

Der Hals

Die Harley Benton ist mit einem 2-teiligen Ahornhals ausgerüstet der mit Hilfe einer "4-Punkt- Aufhängung" fest mit dem Korpus verbunden wurde. Das sauber aufgeleimte Griffbrett besteht aus Palisander und ist mit 24 Bünden im Medium Jumbo Fromat beschlagen. Weiße Dot-Inlays in Griffbrett und Sichtkante sorgen für die nötige Lagenorientierung. In Sachen Mensur setzt Harley Benton auf die Allrounder-Qualitäten der langen 648mm Variante. PG Info: Die Produktion von Hälsen mit angewinkelter Kopfplatte erfordert einen wesentlich höheren Materialaufwand, als die von Hälsen mit geraden Kopfplatten (Fender Strat etc.). Um die Produktion auch bei der abgewinkelten Variante möglichst kostengünstig zu halten, werden die Kopfplatten deshalb sehr häufig separat gefertigt und dann mit Hilfe einer speziellen Schäftung fest mit der Halsbasis verleimt. In diesem Fall spricht man dann von einem 2-teiligen Hals. Nachteile in Sachen Sound und Festigkeit entstehen durch die 2-teilige Bauform übrigens nicht. Das verwendete Halsprofil ist recht flach. In Verbindung mit der von Werk ab sehr gut eingestellten Saitenlage und dem Feel der unbehandelten Ahornbasis ergibt sich eine Bespielbarkeit, die die etwas breitere 7-string Bauform quasi vergessen lässt. Typisch für eine Gitarre mit Floyd-Rose Tremolosystem ist der als Locking-Nut "ausgebaute" Sattel. Die Saiten lassen sich also per Klemm-Mechanismus fixieren, ein Trick der für einen stimmstabilen Betrieb des Vibratos sorgt. Das Kopfplatten-Design mit seiner in Wagenfarbe lackierten Front und den naturbelassenen Seiten und Rückenteilen (Matching Headstock) passt zur schnittigen Form des Korpus-,. und bietet sieben geschlossenen Mechaniken platz. Die schwarz lackierten "Stimmer" machen einen guten Job und unterstützen das stressfreie "Tunen" der Saiten.

Die Praxis

Der Test der Gitarre fand in Verbindung mit einem Marshall MG 15 MSII Ministack statt. Der Amp wurde mit dem Standardmikro für dieses Einsatzgebiet, einem Sure SM57 abgenommen. Bevor wir uns ins Getümmel stürzen wollen wir zunächst einmal einige Worte über die Bespielbarkeit verlieren. Die ist nämlich, dank der von Werk ab gut eingestellten Saitenlage, richtig gut - und das fast ohne Scheppern. In Verbindung mit dem relativ flachen Halsprofils lassen sich alle gängigen Spieltechniken realisieren. Die Gitarre eignet sich also nicht nur für das Abfackeln drückender Power-Riffs, sondern ist auch einem "flotten Lead" nicht abgeneigt. Womit wir beim Thema wären. Wir starten unsere Experimente standesgemäß im HiGain Modus in Kombination mit dem Bridge Pick-Up. Auf den hohen Saiten gespielte Lix bringt der Tonabnehmer straight und cremig rüber. Der Eindruck ist durchweg positiv. Aber wie sieht es mit der wesentlich schlechter zu übertragenden tiefen B-Saite aus?! Gerade bei preiswerteren Instrumenten wird bei den Pick-Ups ja erfahrungsgemäß gerne gespart. Schnell mal ein fettes NewRock Riff ausgepackt und...........gar nicht übel. Bei richtiger Einstellung des verwendeten Verstärkers ist der gelieferte Sound straight und (das ist natürlich sehr wichtig) differenziert genug um auch bei einer leer gespielten B-Saite und Mega HiGain ein akzeptables Ergebnis abrufen zu können. Kommen wir zum Hals-PU. Der "Magnetische" bringt die typischen Eigenschaften seines "Standorts" authentisch rüber und unterstützt heiße Single-Note Lines. Vom Spielen tiefer B-String Riffs sollte man in dieser Position allerdings Abstand nehmen - dafür ist der gelieferte Sound (quasi von Natur aus) zu bass-, und tiefmittenlastig. Das hat aber nur sekundär mit der Qualität des verwendeten PickUps zu tun, sondern ist ein Phänomen das der Abnahmepunkt der Saiten nun mal mit sich bringt. Schauen wir uns jetzt einmal an was der Neck-PU clean zu bieten hat. Der positive Eindruck den die Gitarre im verzerrten Betrieb gemacht hat setzt sich auch hier fort. Der Hals-Tonabnehmer versorgt mit warmen, weichen Clean-Sounds. In Kombination mit der Mittelposition (Vordere Spule Bridge PU/hintere Spule Hals PU) lassen sich alle gängigen Stilistiken problemlos abdecken. Selbst einem gediegenen Jazz-Lick, oder perkussiven Funk-Vamps ist die schwarze Tiefton-Spezialistin nicht abgeneigt. Die Allrounder-Qualitäten der Gitarre wären hiermit also bewiesen.

Fazit

Die HRB7 450 ist die ideale Einsteiger-Gitarre ins 7-String Biz. Aber auch fortgeschrittene Spieler die ihr Repertoire um drückende Tieftonpowersounds erweitern wollen, ohne dabei gleich ihren wohlgehüteten Sparstrumpf plündern zu müssen, sind bei der "Vielsaitigen" gut aufgehoben. Die Verarbeitung der Gitarre ist gut. Auch die Qualität der verwendeten Komponenten kann sich durchaus sehen lassen. Und dank der wirklich guten Bespielbarkeit und dem breiten Spektrum der gelieferten Sounds kann man der optisch auf den Geschmack der Heavy-Gemeinde abgestimmten Gitarre ganz nebenbei auch noch echte Allround-Qualitäten bescheinigen.

Specs:

  • Modell: HBR7-450 FRBK
  • Typ: 7-String E-Gitarre
  • Hersteller: Harley Benton
  • Korpus: Erle
  • Hals:Ahorn
  • Bünde: 24 medium Jumbo
  • Mensur: 648mm
  • Halsbr. Sattel: 47mm 12 Bd.: 60mm
  • Mechaniken: 7x geschlossen
  • Hardware: Lizenziertes Floyd-Rose Tremolosystem mit Locking Nut
  • Pickups: 2 x Humbucker
  • Elektronik: 3-Wege Pickup Wahlschalter, 1x Volume, 1x Tone
  • Preis: VK 159,- € (uvp: 289,- €)

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