Ibanez Artcore AF125

Boxenstop!

Gitarren wie das geniale Pat Metheny Modell, die legendäre Joe Pass oder die George Benson Signature Modelle haben eindrucksvoll gezeigt, dass Ibanez auch im Jazzgitarren-Business ganz vorne mitspielen kann. Mit der Artcore Serie setze der japanische Hersteller 2002 noch einen drauf und ergänzte sein Angebot um eine Serie die sich komplett dem Semiakustischen verschrieben hat - und das in allen Varianten. Wir haben die AF125, eine vollakustische Jazzbox für dich getestet.

Mit einer Schulterbreite von 29,8 cm, einer Taillenbreite von knapp 40 cm und einer Tiefe von 7 cm machen die Korpusabmessungen der Artcore AF125 dem Namen Hollowbody Jazzbox alle Ehre.

Im Vergleich dazu: Der Korpus der üppigen Jazzgitarrenikone Gibson L-5 kommt mit einer Taillienbreite von 43,2cm und einer Tiefe von 8,5 cm und definiert damit die Obergrenze des "Umbauten" Raumes. Der geringfügig flachere Korpus der Artcore stellt einen optimalen Kompromiss aus Sound und Handling dar und liefert straffe Mitten und eine präzise Attack. Genau wie bei den beiden Pat Metheny Modellen hat man sich auch bei der AF125 dazu entschieden sowohl die gewölbte Decke und den Boden als auch die Zargen aus Ahorn zu fertigen. Die Variante Quilted Maple (Wölkchen Ahorn) sorgt, in Kombination mit dem Natur-Finish und einem 4-schichtigen Echtholz-Binding für ein besonders edles Erscheinungsbild. Eine geschmackvolle Ergänzung findet das Ganze in Echtholzpotiknöpfen (2xVolume, 2xTone), einem Schlagbrett in Schildpattoptik und dem ebenfalls aus Holz (Palisander) gefertigten VT04 CUSTOM Saitenhalter mit aufwändigem Abalone-Inlay. Doch damit ist die Liste edler Zutaten noch nicht zu Ende: Sowohl die verwendete ART1 Bridge als auch die beiden in cremefarbenen Rähmchen montierten Ibanez SUPER58 Humbucker erstrahlen in einem wertigen Goldfinish. Die ART1 Bridge im Tune-o-matic Stil ermöglicht eine präzise Einstellung der Okatvreinheit separat für alle Saiten und ruht (höhenverstellbar) auf einem Palisandersockel der die Saitenschwingungen sanft aber bestimmt auf die Ahorndecke überträgt. Ein Blick durch die obligatorischen F-Löcher (ebenfalls mit Echtholzbinding gesäumt) bringt Klarheit über das verwendete Decken-Bracing: Hier sorgen zwei stabile, parallel über die gesamte Decke laufende Leisten für die nötige Stabilität. Ansonsten bleibt der Korpus der Gitarre standesgemäß hohl.

Der Hals

Der Hals der Artcore AF125 besteht aus einem 5-teilig geschichteten Bubinga/Ahorn Verbund. Der mehrschichtige Aufbau garantiert eine optimale Stabilität und Verwindungsresistenz. Zusätzlich dazu sorgt der obligatorische Halsstellstab für Steifigkeit und eine dauerhafte, präzise Justierbarkeit der Halskrümmung. Als Griffbrettmaterial kommt dunkles Palisander zum Einsatz das, passend zum Korpus, mit einem Echtholzbinding eingefasst wurde. Die 22 Bünde im Mediumjumbo-Format sind an den Griffbrettkanten handschmeichelnd abgerundet und perfekt abgerichtet. Rechteckige, aufwändig gestaltete Abalone-Inlays setzen im dunklen Griffbrett optische Akzente und sorgen für den nötigen "Lagendurchblick". Das Shaping des Halses liegt sehr angenehm in der Hand und vermittelt, in Verbindung mit der vom Vertrieb sehr gut eingestellten Saitenlage, ein perfektes Spielgefühl - und das ganz ohne Scheppern!

Die mit einem 4-streifigen Echtholzbinding eingefasste Kopfplatte der Artcore kommt im klassischen Ibanez-Shaping. Dabei ist die Frontseite schwarz lackiert. Die Rückseite bleibt, passend zum Rest der Gitarre, natur. Ein eingelegter Ibanezschriftzug und das Artcoresign (ein Blitz in einem Kreis), zeigen die Familienzugehörigkeit der Jazz Mama. Gestimmt wird mit geschlossenen vergoldeten Mechaniken in 3 zu 3 Anordnung.

Die Praxis

Der Praxistest der Artcore fand in Verbindung mit einem Class A Vollröhrenamp statt. Trotz ihrer relativen Größe ist das Handling der Gitarre absolut unproblematisch - im Sitzen wie im Stehen. Auch das Gewicht ist im Rahmen, so dass nichts gegen die ein oder andere Zugabe im Jazzclub um die Ecke spricht! Der akustische Sound der Artcore ist sehr gut - ausgewogen und rund. In Verbindung mit der wirklich exzellenten Saitenlage bringt so schon das üben ohne Amp richtig Spaß. Aber das ist natürlich nur eine Zugabe. Die beiden golden in der Sonne glänzenden Super58 Humbucker laden zum verstärkten Spiel ein! Können sie haben: Und zwar - logisch bei einer Jazz Box- zunächst einmal im Cleankanal des Amps. Gleich mal sehen wie es um die Feeedbackanfälligkeit der Gitarre und ihrer Pickups bestellt ist - beim Test einer Hollowbody-Gitarre ein nicht zu unterschätzendes Bewertungskriterium. Also schnell den Gainregler zwischen die Finger genommen und beherzt aufgedreht. Bei ausreichendem Abstand zum Amp (2-3m) bleibt die Gitarre auch in extremeren Volumesettings ruhig. Kein Hupen, kein Brüllen - wunderbar. Und das trotz der wirklich guten akustischen Leistungen der Artcore. Selbst in einer Big Band mit ordentlich Gebläseeinsatz braucht man sich also keine Sorgen um die Durchsetzungsfähigkeit seiner Chords und Lines machen. Und auch um seinen Sound muss man sich mit der Artcore im Gepäck keine grauen Haare wachsen lassen: Typische Jazzcomping-Chords kommen satt und warm, ohne Tendenz zum Wummern oder Matschen. Singlenote-Lines klingen seidig und gebunden, so wie es Jazzer lieben. Wer es etwas knackiger und perkussiver im Stil eines George Benson mag der wählt die Mittel- oder gleich die Stegpositon. Wegen der sehr guten akustischen Werte und des ausgewogenen Grundklangs des Instruments bleibt der Sound auch in diesem Settings angenehm rund und absolut jazzkompatibel. Aber auch Fusion geht. Tatsächlich ist selbst im Distortion-Kanal des Amps von Matsch keine Spur. Die Tonabnehmer liefern genug Höhen und Hochmitten um den sehr weichen Grundsound der Artcore differenziert zu verzerren. Natürlich muss man bei größeren Lautstärken ein wenig auf das Feedback achten und für Heavy-, und Hardrocker ist die Gitarre auch nicht gedacht. Aber cooles Bluesen und verzerrte Fusionlead bringt die Grosse absolut ¸berzeugend rüber!

Fazit

Die Artcore AF125 ist eine Jazz Box wie man sie sich wünscht. Der üppige vollakustische Korpus der Gitarre liefert die ideale Basis für die Arbeit der beiden Ibanez Super58 Humbucker. Das Ergebnis sind warme, aber zu jeder Zeit duchsetzungsstarke Jazzsounds - mit einer beruhigenden Feedbackunempfindlichkeit. Aber auch angezerrte Blues- und Fusionsounds lassen sich mit der wunderschönen, exzellent verarbeiteten Gitarre problemlos realisieren. Die AF125 wird mit einer perfekt eingestellten Saitenlage ausgeliefert, so dass man sich aus dem Stand wie zu Hause fühlt - tatsächlich spielt sich die Artcore (fast) wie von selbst (wenn man kann!). Mit der AF125 tritt Ibanez den Beweis an, dass die Grundvoraussetzung für ein edles Hollowbody Jazzvergnügen nicht unbedingt ein prallgefülltes Bankkonto sein muss.

Specs

  • Modell: AF125-NT, Artcore-Serie
  • Hersteller: Ibanez
  • Art: Hollowbody Jazzgitarre
  • Hals: 5-teilig eingeleimt Ahorn/Bubinga "ARTCORE"
  • Korpus: Quilted Maple
  • Bünde: 22 Medium
  • Griffbrett: Palisander
  • Inlays:Pearl/Abalone Custom
  • Brücke: ART-1, VT04 CUSTOM Tailpiece
  • Zargentiefe: 70 mm
  • Hardwarefarbe: Gold
  • Tonabnehmer: IBZ Humbucker Halsposition IBZ SUPER58 CUSTOM (H)
    IBZ Humbucker Stegposition IBZ SUPER58 CUSTOM (H)
  • Inkl. passendem Koffer
  • Preis: 875,- €

 

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